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North Tyrol (German)

26 Jun June 26

Region/Kontinent: Europa
Land: Deutschland/Österreich
Reisezeit: 26.06.2010 – 27.06.2010


Der Wecker klingelte schon früh am Samstagmorgen, schließlich stand am letzten Juni Wochenende noch einmal viel auf dem Programm: Der Säuling (oder auch liebevoll Säugling von jenen genannt, die den Namen zum ersten Mal lesen) sollte bezwungen werden und wie es sich im Nachhinein herausgestellt hat, war die Tour auf den Gipfel in 2047m Höhe an der deutsch-österreichischen Grenze gar nicht so einfach, wie man es sich von der Höhe des Berges hätte ableiten können.

Für mich war es nach dem Ausflug ins Elbsandsteingebirge die zweite Bewährungsprobe meiner noch jungen Trekking Laufbahn und diesmal war ich glücklicherweise auch nicht allein! Mein Kumpel Alex aus Frankfurt hat sich nach einem spontanen Aufruf per Facebook erfreulicherweise angeschlossen und so trafen wir uns dann um 7:50 am Frankfurter Hauptbahnhof, um die Anreise nach Füssen in Bayern anzutreten. Die Vorfreude war schon am Vortag recht hoch, doch als wir Füssen immer näher kamen und mit rausgestrecktem Kopf in der Regio-Bahn schon die Berge im Hintergrund bei strahlendem Sonnenschein sahen, konnten wir es schon fast nicht mehr aushalten – das ging sogar soweit, dass ich erst einmal meine neu gekauften Wanderschuhe direkt im Zug hatte liegen lassen! Zum Glück habe ich es dann nach ein paar Minuten gemerkt und der Zug war auch noch da, so dass die Wanderung schließlich um 13 Uhr starten konnte 🙂

Das erste Ziel meiner notdürftig zusammengebastelten Route war der Lechfall, ein imposantes Wasserschauspiel, welches man sich gemütlich von einer Brücke anschauen konnte. Dazu musste man zwar einen kleinen Umweg vom Bahnhof in Füssen machen, aber die paar Minuten haben sich auf jeden Fall gelohnt – wurde man doch zum ersten Mal mit dem wunderbar schön türkisblauem Bergwasser bekannt gemacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Danach ging es zum Alpsee und man konnte einen ersten Blick auf das berühmte Schloss Neuschwanstein werfen. Dieses war natürlich auch in der Route eingeplant und so machten wir uns auf direktem Wege dorthin. Unterwegs hatte sich das Schloss dann immer mal wieder über den Baumkronen gezeigt, jedoch haben wir uns nach der langen Zugfahrt kurz vorm Schloss noch einmal eine Currywurst mit Pommes gegönnt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter ging es sowohl am Schloss Hohenschwangau als auch an den ganzen Touristen vorbei, von denen übrigens dem Anschein nach mehr aus Amerika als aus Japan kamen. Jedenfalls hat es nur so davon gewimmelt und vor allem an den Toren von Schloss Neuschwanstein war die Hölle los. Wir haben dann auch nicht viel Zeit verschwendet, fix ein paar Bilder von der Marienbrücke und vom Schloss Innenhof gemacht und sind dann an den Warteschlangen vorbei wieder aus dem Schloss rausgegangen. Für einen Rundgang wollten wir weder die 9€ zahlen noch die wertvolle Zeit opfern, schließlich wussten wir nicht, was uns auf dem Säuling noch erwartet und wir wollten auch nicht mitten in der Nacht erst in der Hütte ankommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Weg zum Säuling haben wir natürlich noch ein paar Bilder von der Marienbrücke gemacht, ich glaube von dort hat man einfach auch die beste Sicht aufs Schloss und der kleine Abstecher ist ein daher ein Muss! Runter zur Pöllatschlucht sind wir dann aber nicht mehr gegangen. Vorbei an einem ersten Schild, welches auf Alpine Gefahren hindeutete, ging es dann direkt mit steilen Wegen los, welche aber ansonsten noch sehr harmlos waren. Dennoch wurde schnell klar, dass der Aufstieg kein Kinderspiel wird, spätestens als uns immer mehr Wandergruppen entgegenkamen, die dann auch alle die gleiche Kernaussage für uns übrig hatten: „Was? Ihr wollt noch bis ganz nach oben? Na dafür ist es aber schon reichlich spät!“. Alex und ich waren dabei etwas stutzig, war es doch noch nicht so spät und wir hatten super Wetter – dennoch kamen nach 6-7 solcher Aussagen ein paar Zweifel hoch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der richtig interessante Part kam dann kurz nach einer Hütte, von der aus man dann auch direkt noch einen kürzeren Weg zum Säulinghaus auf etwa 1700m hätte nehmen können. Auch wenn das Säulinghaus unser Ziel und Schlafplatz war, haben wir uns davon nicht verleiten lassen und sind weiter Richtung Gipfel marschiert. Nach ein paar Minuten und einigen steilen Hängen, in denen man auch schon mal die Hände zum abstützen gebrauchte, wurden wir auch direkt mit der ersten schönen Aussicht auf den Forggensee belohnt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Kombination aus Ruhe, schöner Aussicht und Isolation war einfach herrlich dort oben! Nach ein paar Bildern ging es auch direkt weiter und zu den drei genannten Eigenschaften gesellte sich eine weitere, die uns für die nächsten 1-2 Stunden stetig begleiten sollte: Anstrengung. Nachdem eine nicht mehr ganz so fest angebrachte Leiter bestiegen wurde ging es nämlich damit los, dass manche Stellen mit Ketten abgesichert werden mussten und man teilweise gar nicht mehr so recht den Weg erkennen konnte. Dieser bestand eigentlich nur noch aus spitzen Steinen, die in regelmäßigen Abständen mit einem Roten Punkt markiert sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch wenn der Aufstieg bei unserem doch recht zügigen Tempo sehr anstrengend war und man auch teilweise aufpassen musste, nicht irgendwo abzurutschen, hat zumindest mir das ganze enorm viel Spaß bereitet. Je näher man dem Gipfel kam, desto höher wurde auch der Ansporn, bald das Kreuz zu erreichen und somit den Berg „bezwungen“ zu haben und so kamen wir letztendlich dann auch sicher kurz vorm Gipfel auf eine kleine Gabelung, in der wir sogar noch auf andere Wanderer trafen. Genauer gesagt war es zunächst eine junge Frau, welche zusammen mit ihrer Familie vom Säulinghaus aus den Weg zum Gipfel antrat und einen gehörigen Vorsprung vor dem Rest hatte. Nach einem kurzen Plausch haben wir uns dann aber schon einmal auf zum Gipfel gemacht und nach ca. 15 Minuten weiterer Kletterei kamen wir schließlich sehr erfreut und guten Mutes oben an. Die Aussicht war zwar etwas diesig, aber dennoch umwerfend – dank des Grenzsteins wusste man auch genau, ob man nun gerade in Deutschland oder Österreich steht 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dort oben haben wir dann erst einmal eine Rast gemacht und die Aussicht auf Bayern auf der einen Seite und die Vielzahl an Bergen in Österreich auf der anderen Seite genossen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schließlich kamen auch die restlichen Wanderer hoch, was man natürlich direkt für ein paar Gipfel-Fotos genutzt hat 🙂 Nach ca. 20 Minuten begannen wir mit dem Abstieg zum Säulinghaus, welches man von dort oben schon gut sehen konnte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ging also sehr steil wieder hinunter und der Part vom Gipfel zum Säulinghaus hatte es dann noch mal in sich. Alex hatte sich dabei schon gut mit den Ketten angefreundet, welche ihm beim Abstieg geholfen haben. Ich hatte diesen nicht so ganz getraut und lieber meine Auf-Den-Hintern-Sitz Taktik angewandt, um etwas größere Steilabschnitte zu überwinden 🙂 Die scharfen Felsen hatten dabei auch den Vorteil, dass man sich wunderbar daran festhalten kann. Jedenfalls war die Anstrengung wieder groß und die Erschöpfung mittlerweile auch und die Sehnsucht nach einer Dusche wurde immer größer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An der Hütte angekommen wurden wir dann vom zünftigen Wirt Sepp begrüßt und darauf hingewiesen, dass es auf der Hütte keine Dusche gab 🙁 Für die knapp 80 Gäste gab es stattdessen einen kleinen Waschraum mit 2 Kaltwasserwaschbecken, welche dann als Duschersatz herhalten mussten. Das war dann aber auch besser als gar nichts und nach der „Dusche“ war dann das nächste große Verlangen ein schönes Bier. Drum ging es direkt ins Innere der Hütte, nachdem man sich noch einmal draußen den Sonnenuntergang in den Bergen angeschaut hatte. Das Bier war auch sehr lecker (leider kann ich mich nicht mehr an den Namen erinnern) und während die USA von Ghana aus der WM befördert wurden, warteten wir auf unser Abendessen: Kassler mit Sauerkraut und Senf 🙂 Das war übrigens in unserer Halbpension für 27€ neben dem Frühstück enthalten und für den Preis war ganze Gesamtpaket trotz 10-Bett Lager und nicht vorhandener Dusche sehr gut und ich kann das Säulinghaus nur weiter empfehlen! Nachdem das WM Spiel dann (endlich) nach der Verlängerung zu Ende ging, haben wir uns todmüde auf zum Zimmer gemacht und sind sofort eingeschlafen. Denkste! Bei Alex war das vielleicht der Fall, bei mir leider nicht ganz, denn mit stolzen 4 Schnarchnasen und einem geschlossenen Fenster bei einer Affenhitze war die Nacht nicht wirklich angenehm in den ersten Stunden. Irgendwann bin ich dann aber doch eingeschlafen, nachdem jmd. nachts das Fenster doch noch geöffnet hatte und etwas Frischluft ins Zimmer kam. So viel zu Tag1 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Sonntagmorgen wurde um 7:50 durch den Handywecker eingeleitet – ab 8 sollte es schließlich Frühstück geben! Drum liefen wir runter in den Gastronomie Raum und als Frühstück wurden uns ca. 10 Scheiben Brot mit Marmelade, Butter und Leberwurst präsentiert. Zünftig! Das Brot war sehr lecker und das ganze Frühstück hat mich gut gestärkt und so ging es dann auch direkt ohne großen Umweg weiter auf Tour stetig Bergab. Der Großteil des Weges war dabei relativ leicht zu begehen, dennoch schaffte ich es mich einmal schön hinzulegen inkl. einer kleinen Rutschpartie auf einem steilen Hang. Alex hatte schon Angst um mich und es sah wohl auch böse aus, jedoch hatte ich keine Schmerzen und nur eine kleine blutende Schramme am Knie, welche ich einfach nur kurz mit Wasser reinigte und fortan nicht weiter vom Sturz in irgendeiner Weise behindert wurde. Es ging also fröhlich weiter den Berg hinunter Richtung Pflach und die schöne Ruhe vom Gipfel wich nun einer durchgehenden Lärmkulisse der Autos auf der Straße. Unser nächstes Ziel war nun der Urisee, welchen wir nach ca. 45 Minuten erreichten und ein unglaublich klares türkisblaues Wasser beherbergte. Ich habe auch nicht lange gezögert und bin direkt ins kalte Wasser gesprungen, eine herrliche Abkühlung bei dem heißen Sommerwetter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alex war leider etwas erkältet und hat vernünftigerweise auf selbiges verzichtet. Nach dem Urisee sollte der Plansee unser nächstes Ziel sein, hier hat sich dann bemerkbar gemacht, dass ich im Vorfeld nicht viel Zeit in die Routenplanung gesteckt hatte und wir auch nur notdürftig ausgedruckte Karten von bestimmten Gebieten dabei hatten. Der Weg zum Plansee dauerte dank einer großen Autobahnbrücke nämlich etwas länger als geplant. Man konnte diese nicht begehen und daher mussten wir quer durchs Geländer einen Hang hinter zum Fluss. Dort sind wir dann auf ein Industriegebiet der Plansee Group gestoßen und glücklicherweise haben wir auch ein paar gelbe Wanderschilder zügig entdecken können – wir waren also noch auf dem richtigen Weg! Etwas später hatten wir dann eine Entscheidung zu fällen, der Weg zum Plansee gabelte sich und wir haben uns letztendlich für den Ministersteig entschieden, dessen Beschreibung sich auf dem Schild einfach sehr gut angehört hatte. Dies sollten wir vorerst bereuen, ging es doch wieder sehr steil nach oben, während der Alternativweg sich eher in Tal nähe verlaufen zu haben schien. Nach dem Säuling hatten wir doch eigentlich genug von steilen Hängen! Dennoch hat sich der schöne Weg am Ende gelohnt, da wir sowohl an einem kleinen netten Wasserfall direkt auf dem Wanderweg als auch über eine Hängebrücke kamen, was uns zumindest wieder aufgeheitert hat 🙂 Am Ende des Ministersteigs kamen wir auch schon an den Archbach, der Weg von dort zum großen Plansee kam mir persönlich dann noch mal recht lange vor, ich glaube wir sind bestimmt 30-40 Minuten am Wasser entlang gelaufen. Der Plansee an sich hatte auch wieder herrlich klares Wasser und nach einer Weile sind wir dann an einem netten kleinen begrünten Uferstück stehengeblieben und haben uns erst einmal breitgemacht. Während Alex im Schatten seine Kräfte regenerierte bin ich wieder ins (noch kältere) Wasser und habe die geniale Aussicht auf die umliegenden Berge genossen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leider konnten wir nicht lange verweilen, da es schon 14 Uhr war und bis zum Deutschland-England Spiel zwar noch 2 Stunden, jedoch auch noch ca. 10km Wanderung vor uns lagen! Wie ist der Zufall so will hatten wir dann auch noch ganz schön Glück gehabt, nachdem ich ein Ehepaar nach dem besten Weg zur nächstliegenden Stadt Reutte fragte. Die machten uns dann erst klar, dass wir es unmöglich bis zum Anpfiff schaffen würden und haben uns dann freundlicherweise angeboten, uns mit dem Auto mitzunehmen, da sie eh grad auf den Rückweg waren und Reutte auch kein Umweg für sie darstellte. So kamen wir also überpünktlich um 15 Uhr an einem netten Cafe in Reutte an und konnten uns gemütlich auf das Spiel einstimmen und schon mal ein paar kühle Bier genießen. Neben uns waren noch 3 andere Deutsche dabei und ansonsten einige Österreicher, allen voran ein etwas älterer Zeitgenosse, welcher sich dann an unseren Tisch setzte. Wie es sich während des Spiels dann herausstelle, war der gute Herr ein wenig rechts eingestellt und beschimpfte unsere Elf dauernd mit „Türken“ und „Polaken“, nachdem die deutsche Elf dann aber das 3-1 erzielte und Alex und ich jedes Tor entsprechend gefeiert haben, verziehte er sich glücklicherweise aber auch in eine andere Ecke, um dann beim 4-1 schließlich ganz abzuhauen 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Einzug ins Achtelfinale war die Freude riesig und wir haben uns mit unserem 2-Mann-Fußgänger-Corso dann auf zum Bahnhof Reutte gemacht, um die 6 Stunden lange Heimfahrt aufzunehmen. Unterwegs hat Alex noch Stolz die Deutschlandfahne bei jedem Bahnhof rausgestreckt und so verlief die Rückfahrt ohne weitere Vorkommnisse ruhig ab und letztendlich kam ich dann kurz nach 1 Uhr nachts wieder in meiner schönen Wohnung im Frankfurter Nordend an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Trip hat unglaublich viel Spaß gemacht und die Vorfreude auf meinen kommenden Schweizurlaub enorm gesteigert 🙂 In diesem Sinne: Wiederschauen!

Zum Abschluss noch die komplette Gallerie:

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Posted by on 26th June 2011 in Travel, German

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